Ein Islamischer Garten


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Reihenhausgarten Wohn- und Nutzgarten
„Ein islamischer Garten in
rosa und lila


Im Vorgarten lädt eine Hausbank bei einer Miniatur-Kieslandschaft zum Plausch mit den Nachbarn ein, Müllbox, Fahrräder und Kinderwagen finden hier auch Platz.


Der restliche 65 m² kleine
Paradies-Garten ist nach islamischer Tradition in vier Quadranten aufgeteilt. „In der Mitte entspringt eine Quelle, daraus fließen vier Ströme im Paradies, Ströme von Milch, Honig, Wasser und Wein“, Koran (47,15).

Der zentrale Quellstein verteilt seine Energie in den gesamten Garten (nicht nur ein Islamisches Gartenprinzip, sondern auch ein chinesisches Feng-Shui-Prinzip ! )

Der weiße Gewürz-Garten umschmeichelt die Besucher mit duftenden Minzen am Boden. Praktische Hochbeete bieten Raum für Gemüse und aromatische Gewürze, ergänzt durch eine bunte Blumenwand.

Gelber Sand und Quarzsteine prägen den
„Honig“-„Harz“-Garten“, eine beschattete und beleuchtete Ruhe- und Spielzone mit Feuerstelle, rundum versüßt durch duftende Blüten.

Der beleuchtbare Whirlpool im
Wassergarten schafft Entspannung im geselligen Rahmen, eine Dusche (in der Umkleidekabine) ermöglicht die schnelle Abkühlung.

Ein abgeschirmter Open-Air-Eßplatz mit Gourmetgrill im
roten Weingarten wird umrahmt von einer Duftjasminhecke, Weinrebe und tropisch anmutender Trompetenwinde.

Naschbeeren und schlanke Säulenbäume im kleinen
Obstgarten, samt Wasserstelle und Kompostplatz komplettieren das Gartenparadies.


Der mittlere Garten der drei „Reihenhausgärten“ wurde als Ziergarten-Nutzgarten-Kombination konzipiert (die beiden anderen als reiner Ziergarten oder reiner Nutzgarten). Der breite gelbweiße Kiesweg, der die Landesgartenschau durchzieht, tritt bei den Reihenhausgärten an Stelle des Hauses. Vom Weg = vom „Haus“ blickt man in den Vorgarten, vom Weg = vom Haus betritt man den Wohngarten.

Die Fläche von Wohngarten ( 7,25 x 9,0 m = 65 m², ohne Abschlußhecke vorne) und Vorgarten( 7,25 x 4,8 m = 35 m²) zusammen beträgt gerade
100m².

Die Garagen in dieser „Muster-Reihenhausanlage“ sind gedanklich in einem getrennten Areal untergebracht. Anstelle der üblichen Garagenzufahrt konnte dadurch der Vorgarten ausgestaltet werden. Trotzdem finden in diesem Vorgarten
Müllbehälter, Fahrräder oder ein Kinderwagen nahe beim „Haus“ ihren angestammten und benötigten Platz.

Trotz aller Gestaltungsfreude darf ja nicht vergessen werden, dass der Schaugarten ein Vorbild für einen realen Reihenhausgarten sein soll.





Ein multikultureller Garten


Viele persische und arabische Gärten sind dem Garten Eden nachempfunden.
„In der Mitte (des Paradieses) entspringt eine Quelle“, hier der gemauerte Brunnen mit Quellstein, „und teilt sich in vier Flüsse“, in großen persischen Gärten die Grenzlinien der Quadranten als Wasserläufe, hier durch die vier Flächen (milchweisser Garten – honiggelber bzw. harzgelber Garten, Wassergarten, roter Weingarten) symbolisiert.

Der Ursprungstext über das Paradies ist religiöser Text für Juden (Tora, 1. Buch Mose, Genesis), Christen (Altes Testament, Genesis) und Muslime (Qran, 55,46ff). „Paradies“ ist ein aus dem altiranischen stammendes Wort für ein umgrenztes „eingehegtes Gebiet“ wie einen herrschaftlichen Park, einen Tier-, Lust- oder Zaubergarten. In der griechischen Übersetzung der Bibel wurde „Paradeisos“ zur Bezeichnung des „Garten Eden“ verwendet. Arabisch „janna“ und türkisch „cennet“ bezeichnen sowohl das Paradies als auch einen Garten. Ein Paradiesgärtlein ist also im Grunde ein multikultureller Garten ! Und er muß umfriedet, d.h ein abgeschlossenes Refugium, sein


Etymologie des Wortes Garten (aus Wikipedia): Der deutsche Begriff Garten leitet sich von Gerte (indogermanisch gher und später ghortos) ab. Gemeint sind Weiden- oder Haselnussruten oder andere, die früher – ineinander verflochten – den Garten umfriedeten. Das Wort gerd, gard bezeichnet über gotisch garde „Gehege“ ursprünglich „das (mit Gerten) umzäunte Gelände““, erhalten in der Form Gatter für „Zaun“, während die von einem lebenden Zaun umstandenen Fläche im Wortfeld Hag, Hecke zu finden ist. Mittelalterliche Darstellungen zeigen den Garten aber auch ausdrücklich mit einer Mauer umstanden. In diesem Begriffsfeld steckt eine indogermanische Wurzel cart(o) „Schutz“, das in lateinisch hortus „Nutzgarten“, französisch. jardin „Garten“ (deutsch aber Hort), althochdeutsch gard, gart, altnordisch garðr („Hof“, „Herrschaftsgebiet“, vergl. Asgard, Midgard) in englisch yard („Hof“), skandinavisch gaard („Hof“, „Gehöft“) und slawisch grad („Burg“, „Befestigung“, „Umfriedung“), indirekt auch der Garde („Wache“, „Schutztruppe“) wie auch in Eigennamen auf -gard/t (Luitgard, Irmgard) erhalten ist.Der dem Wort in der heutigen Form zugrundeliegende Begriff ist „umfriedetes Land zum Zweck des Anbaus von Pflanzen“. Der Garten stand unter besonderem rechtlichem Schutz (Gartenfrieden) Ortsnamen auf -gard/t(en), -gad(en) leiten sich aus diesem Kontext ab, vermischen sich aber mit dem althochdeutschen Wort gadam „Gadem“, „Raum“, „Gemach“, „Scheune“ (Berchtesgaden).




Der Vorgarten

Den Vorgarten durchzieht ein geschwungener Kiesweg (Feng-Shui-Prinzip). Schutzbaum bzw. Hausbaum ist eine Quitte (Cydonia oblonga, Quitte auf portugiesisch heisst ‚marmelo’, Herkunft des Wortes ‚Marmelade’), dessen essbare Früchte im arabischen Kulturkreis geschätzt werden, die aber auch lange am Baum bleiben und den Baum schmücken. Die abgefallenen Früchte verbräunen und gehen in den Kreislauf der Natur ein, die Kerne werden dann gerne von Vögeln gefressen. Im Frühling blühen hier eine seltene Persische Kaiserkrone (dunkel-lila) (so sie den Frost überlebt hat), Riesenzierlauch und Wildtulpen. Im Sommer blühen rosa Taglilien, dunkelrote Bodendeckerrosen und eine langblühende gelbe „Minarettblume“.( Gelbes Brandkraut, Jersusalem sage (sage=Salbei), Phlomis russeliana aus Syrien) Deren immergrüne Blätter und darangelassenen getrockneten Blütenstände sehen auch im Winter in einem Vorgarten gut aus.


Sträucher im Vorgarten
... sollen nicht zu wuchtig werden, sonst „erdrücken“ und „vermauern“ sie den Eingang, der einladend wirken soll. Geht man am Zugangsweg Richtung „Haus“ findet man links vom Weg einen
Hibiscus syriacus (rosa gefüllt mit rotem Auge) und rechts eine polsterförmig dichte Großblumige Abelie Abelia grandiflora ‚Edward Goucher’, immergrün mit bronzefarbenen Austrieb. Der Name ‚grandiflora’ (=großblütig) täuscht mehr vor als zu finden ist (es gibt eigentlich noch eine Abelie mit kleineren Blüten), dafür erscheinen umso mehr Blütchen in zartrosa bis weiss von Juli bis September. In der Ecke neben der Hausbank wächst ein Japanischer (Etagen)Schneeball Viburnum plicatum der Sorte ‚Mariesii’ mehr in die Breite als in die Höhe, mit im Mai/Juni weißen schönen tellerförmige Blüten, die im Verblühen einen Rosaton annehmen, mit rotbrauner Herbstfärbung der Blätter.

Die andere Vorgartenecke beherrscht ein Essigbaum (Strauchform) (Rhus typhina laciniata), mit zitronenduftenden Blütenständen im Mai und umwerfender rot-orange-gelber Herbstfärbung (abhängig vom pH-Wert und Metallgehalt des Bodens). Darunter rankt eine Stacheldrahtrose (Rosa omeiensis pteracantha), deren auffällige sattroten Stacheln im Gegenlicht und in der Vase gut wirken.


Rosen haben keine Dornen (sondern botanisch gesehen „Stacheln“) und Stachelbeeren haben keine Stacheln (sondern botanisch klassifiziert „Dorne“ an den Trieben und „Haare“ auf den Früchten). Dorne(n) sind (z.B. beim Weissdorn) Holzauswüchse und lassen sich nicht ablösen, Stacheln (an der Rose oder Brombeere) sind Rindenauswüchse und brechen leichter weg.



Als Begrenzung zum Nachbarn wurden niedrig wachsende Wildrosen (Zuchtsorte), die im Spätsommer Hagebutten ansetzen, eingepflanzt, die „Abgrenzung zur Straße“ (die dort eigentlich sein sollte wo die Wiese ist) bilden stachelig-wehrhafte klein bleibende Blutberberitzen. Vor der
Hausbank (die im Rücken das Haus hätte) breitet sich ein Kiesbeet aus, das als steinige Miniatur-Steppenlandschaft interpretiert werden könnte. Aus den Bergen in der Ferne rinnt – gedanklich – ein lebensspendendes Bächlein zum Haus.



Probleme mit dem Boden:
Am Rand des Gartenschauweges blühen (sofern Frost und Staunässe sie nicht gemordet haben) im Frühling
Tulpen, Krokus, gelbrosa Steppenkerze (Eremurus bungeii) und im Mai/Juni lilablaue Prärielilien (Camassia quamash). Die meisten Zwiebelpflanzen vertragen keine stauende Nässe und brauchen guten Wasserabzug. Der hier vorherrschende Lehmboden ist ziemlich bindig, zieht man nach einem Regenguss einen Pflock heraus, findet man im Loch stauendes Wasser. Darum wurde der ganze Schaugarten mit Drainagerohren durchzogen (und zur Entwicklung der Regenwürmer intensiv gemulcht), damit nach einem Regenguss auf den Wegen wenig Wasser stehenbleibt und die Pflanzen im bindigen staunassen Lehmboden nicht ersaufen. Man soll Pflanzen immer dorthin setzen, wo sie optimal und lange gedeihen. Deshalb sind die besten Stellen für die Zwiebelpflanzen hier die Hochbeete, die Blumenwand, Stellen nahe von Drainagerohren und neben dem Schotterbett der Straße. Die Kaiserkronen, in den Obstgarten verbannt, riechen zwar sehr intensiv (nach Fuchsbau), sind aber farbliche Highlights im Frühlingsgarten. Die für manche Tiere attraktiv riechenden Zwiebeln findet man oft im Frühling ausgegraben und angeknabbert an der Oberfläche, darum soll man sie in einem Drahtgeflechtkorb einsetzen!




Manches in diesem Paradiesgarten könnte schöner oder ebenmäßiger sein, aber „den perfekten Garten schafft nur Allah“, heisst es, und den perfekten Garten schaffen zu wollen wäre dann nach arabischer Denkweise Gotteslästerung. Unabsichtlich wurde eine falsche Steinplatte im Plattenweg eingebaut und ist gerade deswegen belassen worden und noch mindestens zwei „Fehler“ gibt es in diesem Garten.



Besondere Gestaltungsmerkmale sind:

• Die Umgrenzung der Intimsphäre mit Schilfzäunen und Gräsern:
Der eingegrenzte Garten repräsentiert den Paradiesgarten, die Abschirmung ist für Muslime und Nicht-Muslime wichtig (was unzählige Thujenhecken beweisen), sondern auch etwas, was intuitiv eine weite grüne Fläche zum gemütlichen Gartenraum macht. Im Landesgartenschauareal wirken Gartenteile ohne Einfriedung eher als attraktives Park-Schmuckelement, denn als „Garten“.

• Strenge Proportionalität.
Der rechteckige Grundriss ermöglichte eine ungewöhnliche Plandarstellung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm und die Rasterung in 25_cm-Abschnitten. Die exakt 50_cm breiten Hohlblocksteine betonen diese Proportionalität in der Realität. Diese 25_cm-Rasterung wiederholt sich in Längen und Breiten der Pflanzflächen in diesem Garten. Proportionalität ist gemäß englischer Gartengestaltungstradition (siehe dazu auch die Bücher von Hohn Brookes ! ) Proportionalität schafft Stimmigkeit, die unbewusst als „richtig“ bzw. „zusammenpassend“ wahrgenommen wird. ( Proportional zueinander passende Kreise zeichnen auch den mittleren der drei „Fixpreisgärten“ aus)

Farbkontraste und Farbharmonien:
Die Farben wurden bewusst komponiert, grellgrün und pastell und
nicht ganz dem europäischen Farbempfinden entsprechend. Bei der lila Mauer wurden eher Pflanzen mit rosa Blüten gesetzt, bei der rosa Mauer eher Pflanzen mit lila Blüten. So entsteht eine vibrierende Spannung durch die Farben, aber auch Harmonie durch die Wiederholung auf der anderen Seite und weil rosa und lila gut zusammenpassen. Silbrige Blätter machen einen Garten „edler“ und vermitteln, ebenso wie die Strauchtamarisken, mediterranes Flair. Grün ist die Farbe des Propheten. Der weisse Kalksteinbelag hellt den Garten ungemein auf, reflektiert ungewollte Hitze und ist mit einem Fächerbesen leicht von Fall-Laub zu befreien. Rosa und lila finden sich im Vorhang wieder, der die Duschkabine abschließt, aber auch gelb, das zu den Farben der Rosen beim Eingang und zum roten Garten harmoniert.
Ursprünglich wollte ich alle Mauern in „majorelleblau“ anstreichen, aber dann empfand ich das als langweilige Imitation, ich wollte etwas Neues schaffen. Der französische Maler Jaques Majorelle gestaltete seinen Garten in Marrakesch (Marokko) mit einem faszinierenden Blau, das als „Majorelle-Blau“ berühmt wurde und und in seiner kreidig-matten Oberfläche schwer erhältlich ist.

• Naturholz im Garten ist „out“, einfach zu langweilig, Baumärkte und Farbenhandlungen bieten hunderte Mischfarben für Betonlacke oder Holzlacke an, damit kann man mit geringem Aufwand Gärten aufpeppen (siehe auch die reizvollen weiß lackierten Wildäste am Rosenbogen).

• Sonstige starke Kontraste:
Etwa der Kontrast >einfach—edel<. Das Statussymbol >Whirlpool< wirkt umso edler, weil er von billigen rohen Betonsteinen umgeben ist und der Bodenbelag einfach ist, wäre dort eine tolle Sandsteinmauer, würde er verblassen, würde er nur „die zweite Geige spielen“. Oder Kontraste bei den Blättern. Die runden Blätter der Bergenien auf den Mauern wirken umso „runder“ neben den ffiligranen Blättern der anderen Pflanzen und umgekehrt. Das ergibt
Spannung, Reize, Lebendigkeit durch Blattkontraste.

• Optimierung der Bagua-Zonen nach der Feng Shui-Lehre:
Auch wenn es ein islamischer Garten ist, wurden hier die Regeln des fernöstlichen Feng Shui beachtet, um den Garten stimmig werden zu lassen. Bagua-Zonen:

Reichtum — Ruhm — Partnerschaft
Familie — Tai Chi — Kinder
Wissen — Karriere — Hilfreiche Freunde
Zugangsweg.

Den Mittelpunkt des Garten bildet der Brunnen mit Quellstein. Von hier streicht das Chi in Wirbeln durch den Garten. Das Bagua-Feld >Familie<, wo der Whirlpool situiert wurde, wird durch bewegliches Wasser stark gefördert, günstig sind auch Pflanzen mit unregelmäßigem Wachstum. Beim Bagua-Feld >Kinder< ist der Kindersandhaufen und das niedrige Kinderbeet, Erde = Sand, Duftpflanzen und Metallstangen stärken diese Zone. Der >Reichtum< wird gefördert durch Wasser (Whirlpool) und Holz (Boden, Wände), der >Ruhm< durch edle Accessoires verstärkt. Der >Partnerschaft< dient die Ruhezone, hier würde auch ein metallenes Gartenbett gut wirken (die ursprünglich vorgesehene Sitzgarnitur wurde leider vom Sponsor zurückgezogen). >Hilfreiche Freunde< kann man mit dem dort befindlichen Insekten-Hotel anlocken. Der nicht zu starre Zugangsweg kann sich positiv auf die >Karriere< auswirken, die Bagua-Zone >Wissen< ist der ideale Platz für Gartenküche mit Sitzplatz, Grill und Feuerschale. Rote Farbe und Feuer stärken besonders diese Zone. Intuitiv sehr nachteilig wirkt im Moment die Offenheit nach vorne, aber dort, wo der Gartenschauweg verläuft, sollte eigentlich das Haus stehen und Schutz bieten. Würde man den Obstgarten miteinbeziehen, könnte die Beerenvielfalt zum Reichtum beitragen, der edle selten gesehene Spalierbaum den Ruhm beeinflussen und die Partnerschaft via Komposthaufen ständig erneuert / recycelt werden. Möge hier das Chi gut fließen!


•Duftpflanzen:
Im Arabischen Kulturkreis werden gerne Duftpflanzen in die Gärten gesetzt. Dem wurde hier Rechnung getragen:

• mit der lange blühenden Rose 'Westerland' neben dem Rosenbogen, • mit Gewürzkräutern vor allem am linken Hochbeet
• Steinquendel (Calamintha) und Minzen zwischen den weißen Steinen;

• Duftclematis in den den Schilfwänden zum Obstgarten,
• einer purpurvioletten langblühenden stark duftenden 'Rose de Resht' am lila Mauerbeet, • auf den Mauern mit Lavendel, weißblühendem Erdbeerduftjasmin und rosa und lila Sommerflieder u.v.a.m.
• Duftjasmin als Trennhecke zur Straße,
• süßlich duftender Kakaoschalenmulch auf den Mauerbeeten.


•Kräuter- und Gemüsegarten:
Mit Hochbeeten schafft man frühere Ernten mit mehr Ertrag, denn die Sonne wärmt den Boden schneller, zusätzlich ist das Jäten wesentlich einfacher. Schnecken kann man durch einen Schneckenzaun leicht abwehren oder sehr einfach finden. Die Blumentopfwand hinter den Hochbeeten erschließt die dritte Dimension für Blumen, kletternde Bohnen, Gurken und Kürbisse. Mit einem automatischen Bewässerungssystem könnte der Garten noch pflegefreundlicher werden.

• Kompostplatz:
In jeden noch so kleinen Garten sollte ein Kompostplatz sein, um Bioabfälle wieder in den Kreislauf der Natur zu bringen. Komposthaufen weden gerne von Ratten bewohnt, da es dort Unmengen von nahrhaftem Regenwurmfleisch gibt und die Verrottungswärme die Jungtierhöhle gut heizt. Wie im Schlaraffenland kriechen die Regenwürmer in die gegrabenen Gänge hinein. Wanderratten kommen, egal, ob Sie Fleischabfälle oder Knochen auf den Kompost geben oder nicht. Darum sollte der Komposthaufen nach unten durch ein Drahtgitter abgesichert sein und oben drauf gehört sowieso ein Deckel, damit die Nährstoffe nicht durch den Regen ausgewaschen werden. Fertig kaufbare
Komposter erfüllen ideal diese Vorgaben. Gut wäre auch noch ein „Widhaufen“ aus abgeschnittenen Ästen. Auf so einen Haufen verteilt man den Rasenschnitt locker, dann fängt der nicht zu stinken an. Im Kleingarten kann man auf Rasen verzichten und kann man sich das wöchentliche laute stinkende Rasenmähen ersparen.

• Der Schaugarten soll „Südliches Flair“ vermitteln,
mit Pflanzen, die an das Meer erinnern oder die silbrige Blätter haben. Das erfüllen die
Tamarisken (an der Adria, in Griechenland und in der Türkei an den Küsten zu finden) in den Hochbeeten, der feinblättrige Faulbaum, die Yucca, die Rosen, die kletternde Trompetenwinde, die Minzen und silbrige Polsterpflanzen.

• Beleuchtung:
In einem Garten soll man auch
Beleuchtung (= Stromleitungen) einplanen, um den Garten auch am Abend genießen zu können. Bezüglich Feuer, Grill und Rauch muß man (auch in größeren Gärten) auf die Nachbarn Rücksicht nehmen. wäre noch eine (überdachte) Gartenküche mit Sitzgarnitur, samt Kochstelle, Spülbecken, den wichtigsten Kochutensilen, Geschirr und Trinkgläsern. aber auch ein problemlos mit Gas betriebener Freiluftgrill oder eine Feuerschale passen gut in so einen Paradiesgarten.

Drei Wochen vor der Eröffnung hat sich der Chef des Ein-Mann-Unternehmens, der die Beleuchtung installieren sollte, den Fuß gebrochen. Alle Kabel sind in der Erde verlegt, aber die Lampen kommen eben erst später hinzu: Eine LED-Lichtreihe unter dem Duschkabinenvorhang, ein LED-Scheinwerfer im lila Eck hinten, eine Lampe beim Eingang. Eine bunte Laterne (für eine Kerze) wird am Sonnenschutzdraht baumeln. Das Wasser des Quellsteins wird beleuchtet, der Whirlpool wird beleuchtet, Ein paar Windlichter und die Flammen der „Feuerstelle“ können den Garten beleuchten (die Zeitschaltuhr für die Lampen ist im Blumenbehälter im roten Garten versteckt).


• Accessoires:
Gärten sind nicht nur „zum Anschauen da“. Auch eine
Müllbox und Platz zum Abstellen von Fahrrädern und Kinderwagen habe ich (in den Vorgarten) eingeplant. Im roten Garten wird ein Gourmetgrill (als Schaustück) aufgestellt (die ursprünglich vorgesehene Gartenküche samt Backofen im roten Garten wurde nicht errichtet, der Sponsor bereinigte sein Sortiment.

Im extra Obstgarten
ist alles drin, was auf so wenig Raum Platz findet. Schwach wachsende
Säulenbäume sind Platz sparend, Säulenformen gibt es für Äpfel-, Birnen- und Kirschbäume. Bei Marillen (und allen anderen Obstbäumen im kleinen Garten) nimmt man Bäume mit „schwach wachsender Unterlage“. Gewisse Sorten bilden nur ein schwach wachsendes Wurzelwerk aus, darauf werden die Edelsorten veredelt und in Summe ergibt das schwach wachsende Bäume, die weniger Holz bilden und trotzdem genug Früchte bilden. Pfirsich-bäume wurden als Zwergsorten gezüchtet, die sehr niedrig bleiben und leicht gepflegt werden können. Die Kräuselkrankheit der Pfirsichblätter kann durch Kupfersalz-Spritzungen vermindert werden, ODER durch Unterpflanzung mit Meerrettich / Kren wie hier im Schaugarten. Johannisbeeren (österr.„Ribisel“) und Stachelbeeren (österr.„Ogrosl“) werden auch auf Stämmchen veredelt. Da kann man einfacher pflücken und unten bleibt noch Platz für Erdbeeren. Weil Heidelbeeren und Maibeeren besser im Torfboden wachsen und Himbeeren gut im durchlässigen Boden gedeihen, bekamen sie kleine „Hochbeete“, die oberhalb des wasserstauenden Lehmbodens sind.


• • Dürre Stängel von Stauden und Gräsern...

...sollen — wenn überhaupt — erst im Frühjahr abgeschnitten werden, damit man sich im Winter am Raufreif und Schneebehang erfreuen kann und die Vögel Samen picken können. Im Schaugarten bleiben die Stängel auch in Frühling dran, um bereits im Frühling Eindruck zu geben, wie etwa die hohen Gräser im Herbst wirken.



Besonderere sinnreiche Details:

Ein mit (Hänge)Fuchsien, Hängegeranien, weißgeschecktem duftenden Plectranthus, lila Surfinias, bepflanzter Vogelkäfig, als Variante der englischen „Hanging Baskets“.

Die Topfwand mit auf Stangen aufgefädelten Blumentöpfen. Ursprünglich war geplant, die ganze Wand nur mit neuen terracottafarbenen Kunststoff-Töpfen aufzubauen. Aber das Ganze wirkte zu monoton (auf einer Stange wird das gezeigt) und nun wechseln sich alte schwarze Gehölz-Container mit neuen roten Blumentöpfen ab. Bepflanzt mit Tulpen, (Trauben)Hyazinthen, Krokussen, rosa Hängepelargonien und lila hängenden Duftpetunien für den Sommer und mit Zierkürbissen, blauen Stangenbohnen und Duftwicken besät. Vielleicht kommt noch eine Gurkenpflanze hinein.

Das Sonnensegel, beim Ruheplatz, dessen Drähte sich auch als Wäscheleine eignen.

Ein alter Entsafter-Dampfkochtopf als Feuerstelle zur Gartenbeleuchtung

Ein recycelter Fahrrad-rahmen: Der Rahmenteil wurde zum Brunnen bei der Wasserstelle umfunktioniert, die Hinterradgabel wurde im Vorgarten als Radständer einbetoniert.

Der weiße Rosenbogen aus Kanthölzern und Abfall-Wildholz selbst fabriziert und lackiert. Unlackiert wirkte er „roh“, hellbraunes Fichtenholz und dunkle Äste, weiß lackiert wirkt er edel.

• Unregelmäßigkeiten:

Der Bogen zum Obstgarten mit den Streifenvorhängen wurde wie der Rosenbogen weiß lackiert, die Stange, die den Vogelkäfig hält, blieb naturfarben. Hier können die Besucher entdecken, dass Naturholz nicht immer schön aussieht und ein bißchen Lack einem Garten aufpeppen kann. Die Topfwand wäre ursprünglich nur aus terracottafarbenen Plastiktöpfen gebaut worden. das erwies sich aber in der Praxis als „zu langweilig“ und es wurden auch alte schwarze Pflanzencontainer „eingewoben“. Der Effekt der „langweiligen Farben“ wurde aber absichtlich bei zwei Stangen beibehalten, um die BetrachterInnen zum Nachdenken zu bewegen.


Der bunte Vorhang vor der Duschkabine ist eigentlich ein Badetuch. Hier wird das strikte Farbschema rosa-lila gebrochen und mit gelb-orange ergänzt. Schließlich ist die Duschkabine im roten Gartenteil, die dort rankende Campsis (Klettertrompete) blüht gelb (die linke gelb, die rechte rot) und auch die Kletterrosen beim Eingang blühen rot.

• Veränderung in den Folgejahren:
Am linken Hochbeet wurde eine lila blühende Kletterrose der seltenen Sorte 'Bleu Magenta' gepflanzt. Sie wird in den Folgejahren vom Hochbeet Besitz ergreifen, wenn es nicht mehr mit Gemüse oder Kräutern bepflanzt ist. Das rechte Hochbeet bzw. die Stangen, auf denen die Töpfe gefädelt sind, wird eine Actinidia kolomikta, Amur-Strahlengriffel, überwuchern, dessen Blätter rosa -weiß-grün gefleckt sind.

Kren / Meerrettich hilft (angeblich) als „biologisches Mittel“ die Kräuselkrankheit von Pfirsichbäumen fernzuhalten. Darum wächst beim Zwergpfirsich im Obstgarten ein Kren. 2010 hatte der Baum keine Blattkrankheit.

Das Nützlingshotel für Schwebfliegen, Wildbienen und blattlausfressende „Ohrnwuzler“. In meinem eigenen Garten habe ich so etwas nicht, dafür etliche Ecken mit Totholz und alten Schilfmatten, Hackschnitzel, Mauern aus alten Ziegelsteinen, Unkraut und viel Wildwuchs. Da fühlen sich auch die seltenen Glühwürmchen wohl (die ernähren sich u.a. von Schnecken, sie bohren sie an und saugen sie aus. Ein Nützlingshotel ist eher was für "aufgeräumte" geordnete Gärten.

• Laubholz-Hackschnitzel für die Beete und Nadelholz-Rindenmulch als Wegbelag im Obstgarten! Die Gerbstoffe im Nadelholz-Rindenmulch behindern nämlich auch das Wachstum der Nutzpflanzen. Hackschnitzel aus Laubholzabfäkllen enthalten weniger Gerbstoffe. Beim mikrobiellen Abbau von Mulch binden die Bakterien viel Stickstoff (der normal über den Regen eingetragen wird) und setzen den Stickstoff erst verspätet wieder frei. Dieser Stickstoffdünger fehlt den Pflanzen und darum soll man vor dem Aufstreuen von Mulch mit stickstoffbetontem Naturdünger (Rasenschnitt, Hornspäne, Oscorna) düngen.

• Zeitungen unter den Hackschnitzeln im Vorgarten. Dort waren die Unkräuter sehr lästig. Anstatt eine Fläche mühselig umzugraben genügt es, die Fläche dick mit Zeitungspapier auszulegen und darauf Hackschnitzel zu legen. Das verhindert (im Normalfall), dass die Unkräuter durchwachsen. Das Regenwasser sickert durch, das Ganze ist billiger und ökologisch sinnvoller als die Mulchmatten aus dem Baumarkt und die Regenwürmer vermehren sich dort gut, sie lieben alte Zeitungen (tun vielleicht auch gern lesen).

Der Wert dieses 100 m² großen Schaugartens ist mindestens € 14.400,--, also rund € 145,- je Quadratmeter, davon werden von der Landesgartenschau GmbH 70% der Leistungen = € 10.080,— (incl. Mwst.) ausbezahlt, 30 % ( = ein Teil der Arbeitszeit) finanzieren die Firmen. Für alle Gärten, ausgenommen die Fixpreisgärten, wurde diese Summe als Grenzbetrag ausbezahlt.




Planung und Ausführung:

Ing. Günther Ecker – Tulpenweg 17 – 4600 Wels, Gartengestalter in Ruhe, vormals Erlebnisgärten Ecker Wels - Künstlerische Gartengestaltungen,
Tel. 07242 45996 und 0664 55 67 405 –
erlebnisgaerten-ecker@liwest.at

Ich musste krankheitsbedingt in Frühpension gehen und den Betrieb schließen. Dieser Schaugarten ist einer meiner letzten Gärten (ich betreue ihn noch 2011 zusammen mit dem Landesgartenschau-Personal). Ganz läßt mich mein Traumberuf nicht los. Natürlich mache ich noch immer kostenlose Gartenberatungen, schreibe an einem Buch über Gartengestaltungen und im Juni möchte ich zu Fuß durch Cornwall von Garten zu Garten wandern und dabei viel fotografieren und dann wie bisher schon Vorträge halten.

Einige ursprünglich geplante Details im Schaugarten (gemauerte Taschen-Hochbeete, mit marokkanischer „Tadelakt“-Farbe verschönert, Terracotta-Fliesen im roten Garten, Einbau eines Regenwassertanks und eines Regals für Gartenscheren in ein hölzernes Hochbeet, ein Bewässerungssystem, u.a.m.) konnte ich deshalb nicht mehr verwirklichen.



LITERATUR:

SAILER, Kerstin: Islamische Gärten in al-Andaluz , pdf 730 kB;
[ externer Link zu http://www.kerstinsailer.de/03_wissenschaft/1_projekte/garten.pdf ]

PETRUCCIOLI, Attilio: Der islamische Garten,
Deutsche Verlags-Anstalt, DVA, 1995, ISBN-13: 978-3421030894

SEELING Charlotte / KORDA Corinne: Gärten Marokkos
Feierabend-Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-936761-11-6


Gartenforum-Thema
„Islamischer Garten — Orientalischer Garten“
[ externer Link zu : http://forum.garten-pur.de/index.php?board=26;action=display;threadid=25667 ]

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